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Palmer und der „Neger-Schwanz“
Kategorie: Politik / Wirtschaft, DeutschlandDie "Grünen" und die "Cancel culture"
Boris Palmer, Tübingens grüner Oberbürgermeister, bringt die Grünen auf die Palme. Er gilt als kritischer Kopf, linientreuen Grüne als Querkopf. Palmer sagt, was ihm nicht passt, und dazu gehört neuerdings auch die sogenannte „Cancel-Culture“, wörtlich: Kultur des Weglassens, des Löschens. Das hört sich harmlos an, gemeint ist die Ächtung und Liquidierung von Personen und Meinungen, die gegen die aktuellen Sprachdiktate verstoßen. Liquidierung, das erinnert an die Methode Stalins: ein falsches Wort, und man war weg vom Fenster. Heute lautet das Urteil zwar nicht Erschießung oder 20 Jahre Sibirien, aber der Delinquent wird doch ebenso wirksam beseitigt, aus dem öffentlichen Raum verbannt. Bei den Redeverboten von heute geht es nicht um den alten Betonkommunismus, sondern um die neuen Themen, mit denen man die Massen gegeneinander aufbringen kann. Die Themen „Gender“ und „Rasse“. Die haben sich die Grünen auf die Fahnen geschrieben. Bei Gendersternchen und Rassismusdressur beweisen sie doktrinäre Unbeirrbarkeit, wie die Komsomolzen früherer Zeiten.
Das nervt nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung, sondern auch einen sich volksnah gebenden Grünen wie Palmer. Nach den Redevergehen von Lehmann und Aogo meldete er sich zu Wort: „Eine unbedachte Formulierung und schon verschwinden zwei Sportler von der Bildfläche“. Palmer nennt das „Sprach-Jakobinat.“ Unter der Guillotine der Sprach-Jakobiner rollte als erster der Kopf von Nationaltorwart Jens Lehmann. Der hatte den schwarzen Spieler Aogo als Quotenschwarzen bezeichnet. Lehmann entschuldigte sich zwar, verlor aber trotzdem seinen Posten im Kader der Nationalmannschaft und seine Sponsoren. Aogo ging es danach ähnlich. Er sagte über die Spieler von Manchester City, sie trainierten „bis zum Vergasen“. Auch er mußte die unerlaubte Wortwahl bereuen und seinen Posten beim Sender Sky ruhen lassen.
Aber damit war der Streit nicht zu Ende. Palmer wurde nun Rassismus gegen Aogo vorgeworfen und schritt zur Gegenwehr. «Der Aogo ist ein schlimmer Rassist. Hat Frauen seinen Negerschwanz angeboten.» Angeblich soll Aogo vor einigen Jahren einer Frau auf Mallorca vorgeschlagen haben, sich seinen «dicken Negerschwanz zu gönnen». So weit, so unappetitlich. Da treten wohl kulturelle Unterschiede zu tage, die leicht überlesen werden.
Mit dem Zitat wollte Palmer nur die Doppelmoral des nigerianisch-stämmigen Spielers bloßstellen, aber er entlarvte ungewollt einen unter Schwarzen weitverbreiteten Rassenhochmut, einen Mythos rassischer Überlegenheit im puncto Männlichkeit. Die „Negerschwanz-Mentalität“ steht für einen sexualisierten Rassismus, der die weiße Frau für leicht zu erobern hält. Und nicht nur die.
Daß Palmer nur Aogos eigene Worte wiedergeben wollte, entlastete ihn nicht.
Die Reaktion des grünen Politbüros ließ nicht lange auf sich warten. Die Obergrüne Baerbock reagierte prompt und beklagte die „immer neuen Provokationen, die Menschen verletzen“. Jetzt müssten die Parteigremien über Konsequenzen beraten, auch über einen Parteiausschluss. Das Karussel der „Cancel-Culture“ dreht sich eine Runde weiter. Nach Lehman und Aogo jetzt also Palmer. Man darf gespannt sein, ob sein Ausschluss noch vor der Wahl erfolgt.
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