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08-05-15 14:28 Alter: 9 Jahr/e

8. Mai 2015 – 70 Jahre Kriegsende

Kategorie: Politik / Wirtschaft, Geschichte

Zeit für die Aufarbeitung der Verbrechen der Sieger?


Die von Briten verhaftete Reichsregierung am 23. Mai 1945: Albert Speer, Karl Dönitz und Alfred Jodl

70 Jahre ist es her, daß die deutsche Wehrmacht kapitulierte – wohlgemerkt die Wehrmacht, also die Armee, nicht die politische Führung des Reiches. Denn daß eine Regierung vor einer gegnerischen Armee oder einem befeindeten Staat „kapituliert“ ist dem Völkerrecht unbekannt.

Am 23. Mai 1945 wurde die nach dem Tod Hitlers am 2. Mai eingesetzte geschäftsführende Reichsregierung unter Reichspräsident Großadmiral Dönitz widerrechtlich von den Alliierten abgesetzt und verhaftet.  In der Berliner Erklärung vom 5. Juni 1945 verhängten die Alliierten das Besatzungsrecht über Deutschland und übernahmen die Regierungsgewalt.

Dieser besatzungsrechtliche Status gilt in Teilen bis heute. Denn noch immer hat Deutschland keinen Friedensvertrag und könnte von anderen Staaten unter Rückgriff auf die UN-Konvention als Feindstaat betrachtet und militärisch besetzt werden. Trotz aller Beteuerungen, der 2+4-„Einheitsvertrag“ von 1990  sei als Quasi-Friedensvertrag und Besiegelung der Souveränität Deutschlands aufzufassen. Denn daß dies nicht stimmt beweist bereits der Wortlaut des Art. 23 GG, der besagt, daß lediglich die DDR der BRD beigetreten sei – nicht mehr und nicht weniger. Zudem haben aber auch bundesdeutsche Politiker gerade erst in den letzten Monaten reihenweise bestätigt, daß Deutschland seit 1945 nie souverän gewesen sei. Die Abhör- und Spähaktionen des US- aber auch britischer Geheimdienste sei nur möglich aufgrund bestimmter Vorbehalte aus dem Besatzungsstatut zu erklären – die nach Aufdeckung des Skandals aber selbstredend mit einem Mal aufgehört haben sollen.

Seit 70 Jahren wird nun den Deutschen die Lüge eingehämmert, daß ein Großteil ihrer Väter Verbrecher waren, daß der militärische Widerstand sinnlos gewesen sei und daß auch das deutsche Volk 1945 befreit worden ist.

Allen voran ereifern sich die deutschen Bundespräsidenten seit Richard von Weizsäcker das deutsche Büßergewand auszufüllen. Nicht erst der unsägliche Heimatfeind Gauck, der um die Welt reist und nicht müde wird deutsche Schuld zu betonen und weitere „Wiedergutmachung“ anzuregen, wo schon Milliarden geflossen sind, wie kürzlich für Griechenland. Er steht damit jedoch in einer unsäglichen Tradition mit seinen Vorgängern Johannes Rauh und Richard von Weizsäcker, der in seiner historischen Rede zum 40. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches erstmals von einem Tag der Befreiung sprach. Befreiung sicherlich, aber eher vom Hab- und Gut, von der sexuellen Unschuld oder gar dem Leben.

Wenigstens aber – so könnte der Konsument einer ZDF-Dokumentation vom 5. Mai meinen – ist es nun an der Zeit, diese Verbrechen der Sieger näher unter die Lupe zu nehmen, nachdem diese 70 Jahre lang unter den in Endlosspiralen wiederholten deutschen Verbrechen und angeblichen gräueltaten begraben worden waren. Doch bereits der Titel der ZDF-Doku zur „Primetime“ war entlarvend: Nicht die Verbrechen der Sieger, der Alliierten oder der Kriegsgegner – nein es waren natürlich die „Befreier“, die auch Verbrechen begingen – aber taten sie das wirklich, wie der Titel suggerierte? Dies wurde im Film gar nicht deutlich, denn zu eifrig bemühten sich zu Wort kommende Historiker die Deutsche Schuld und Verantwortung für die alliierten Gräuel immer wieder zu betonen.

Flash ist Pflicht!  

Erschießung von Kriegsgefangenen durch Sowjets – natürlich Rache für die Ermordung von 2,5 Mio russischen Kriegsgefangenen. Daß die Russen bei Arbeitseinsätzen und infolge von Mangelernährung gerade auch zu Beginn des Feldzuges verstarben, als die Deutschen sogar Probleme hatten, ihre eigenen Truppen zu versorgen, wurde vorsorglich nicht erwähnt. Noch überraschender aber war die Erklärung für die systematische Ermordung Tausender deutscher Gefangener während es Krieges und Zahntausender Kriegsgefangener nach dem Kriegsende in den Rheinwiesenlagern: Auch das Rache - nicht unbedingt für die Erschießung Kriegsgefangener, dafür aber generell für die eben befreiten Konzentrationslager in Deutschland und die vorgeblichen Gräuel in Frankreich, etwa in Oradour-Sur-Glane, wo Franziosen starben. Daß aber gerade diese Gruselgeschichte schon lange fraglich ist, da es zahlreiche Augenzeugen gibt, die den örtlichen Partisanen die Schuld für die Zerstörung der Kirche geben, in der die meisten Dorfbewohner starben, wird selbstverständlich wieder nicht erwähnt. Denn womöglich käme der Zuschauer sonst noch auf die Idee, daß viele Amerikaner, anders als Briten, bei denen weitaus weniger Erschießungen vorkamen, einfach aus purer Mordlust deutsche Gefangene töteten.

Doch es traf nicht nur deutsche Soldaten, sondern auch deutsche Frauen, die zu Zehntausenden vergewaltigt wurden. Nicht nur von Russen, was lange auch öffentlich bekannt und anerkannt war, sondern auch von Amerikanern und Briten. Natürlich auch alles aus Rache. Nur dumm, daß gerade die US-Amerikaner sich auch zu Hauf an Französinnen vergriffen…

Dank der Arbeit der Historikerin Miriam Gebhardt wird dieses Thema nun erstmals öffentlich-rechtlich aufgegriffen. Hauptquelle der Autorin sind Berichte bayerischer Pfarrer aus dem Sommer 1945, die auf Veranlassung des Erzbischofs von München und Freising Einzelheiten rund um den Einmarsch der Alliierten festhielten. Gebhard geht aufgrund der Quellen von 190.000 durch US-Amerikaner vergewaltigte Frauen aus. Selbst der „Spiegel“ bekannte daß nach den Gefangenenmißhandlungen in Abu Ghreib und anderswo durch US-Soldaten inzwischen Kritik an den Verbündeten nicht mehr verboten scheint: So sei inzwischen bekannt, dass US-Soldaten Kirchen plünderten, italienische Zivilisten umbrachten, viele deutsche Kriegsgefangene ermordeten und schon in Frankreich Frauen vergewaltigten. 

Auch die Frage der Bewertung der angloamerikanischen Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung wird vorsichtig angeschnitten. Zwar unschön, aber ein Kriegsverbechen? Jein, vorgeblich sei es völkerrechtlich noch nicht geregelt und somit auch nicht per se verboten gewesen und irgendwo waren unter Millionen Opfern ja auch ein paar Soldaten und ein paar Militär-Lkw oder gar eine kriegswichtige Firma wurden ja ebenso zerstört wie Hunderttausende deutsche Wohnhäuser. Wenn die Deutschen genau diese Taktik der systematischen Bombardierung der Bevölkerung angewandt hätten, läge das Urteil indes auf der Hand: Kriegsverbrechen und Mord. Aber so? Von Seiten unserer Befreier – nicht doch. Die schönste Spitze deutschen Selbsthasses lieferte in den letzten Wochen allerdings das Magazin „Welt der Wunder“: Dort waren Zehntausende alliierter Soldaten in der Normandie gefallen – nicht für Amerika, England oder Frankreich, sondern – man ahnt es bereits – für die deutsche Bevölkerung…  


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