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Erste Höhlenmalereien wurden vor 64.000 Jahren angefertigt
Kategorie: Geschichte, Kultur / SportDie Kunst wurde nicht mit Einwanderern aus Afrika nach Europa gebracht, sondern hat hier ihre Wurzeln
Schon längere Zeit zeichnete sich ab, daß die Kunst nicht mit Einwanderern aus Afrika um 40.000 v. Chr. nach Europa gelangte, sondern indigen europäisch ist. Erstmals wird nun nicht mehr die Ankunft des „modernen Menschen“ noch weiter nach hinten verschoben, wie bislang üblich, sondern anerkannt, daß die Kunst älter ist, als die vermeintliche Ankunft des modernen Menschen. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Dirk Hoffmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat nun mit Hilfe der Uran-Thorium (U-Th)-Methode Karbonatkrusten auf den Farbpigmenten von spanischen Höhlenmalerein datiert, die ein Mindestalter der Höhlenkunst von 62.000 Jahren erwiesen. Ferner konten die Forscher das Alter einer archäologischen Fundstätte innerhalb der Cueva de los Aviones, einer Küstenhöhle im Südosten Spaniens auf etwa 124.000 Jahre bestimmen. Die Höhle enthielt durchbohrte Muscheln, rote und gelbe Farbpigmente und Behälter mit komplexen Pigmentmischungen. Die neuen Forschungsergebnisse zeigen, daß der Neanderthaler der als Schöpfer dieser frühen Kunst angesehen wird, den modernen Menschen intellektuell nicht nur ebenbürtig, sondern wahrscheinlich überlegen war. Damit korreliert die Erkenntis des größeren Gehirns des Neandertalers gegenüber dem damaligen Durchschnitts-Homo-Sapiens. Für die Kühlung eines großen Gehirns ist laut jüngeren Erkenntnissen eine relativ gemäßigte Außentemperatur notwendig. Mit ca. 1450 ccm übetraf das Neandertaler-Gehirn noch heute leicht den Gesamtdurchschnitt der heutigen Gehirngröße, wobei Europa und Asien ohne Afrika vermutlich höhere Werte erzielen dürften.
Diese Erkenntnis wird ebenso in dem soeben erschienenem Buch Hyperborea – der Mensch aus dem Norden in der Frühgeschichte behandelt, wie die Entstehung der frühesten Kunst und Technik in Europa. Bereits um 400.000 v. Chr. gingen im heutigen Schöningen Familienclans mit Speeren auf die Jagd nach Wildpferden und zogen sich anschließend nicht in ihre Höhlen, sondern in Hütten (!!) zurück, die aus Geweih, Knochen und Fellen bestanden.
Vor 175.000 Jahren errichteten vermultich Neandertaler in einer südfranzösischen Höhle aus Kalksteinen die älteste bekannte Kultstätte der Menschheit. Nicht ausgeschlossen wird, daß zwischen 400.000 und 100.000 v. Chr. auch schon ein einfacher Kalender genutz wurde, wie Einritzungen von Strukturen auf Knochenstücken nahelegen.
Auffällig ist insgesamt, daß je mehr Nerandertaler-Gene der Mensch aufweist, um so höher seine Produktivität hinsichtlich künstlerischer und technischer Erzeugnisse erscheint. Auf der Grundlage dieser Befunde begreifen viele Archäologen die jungpaläolithische Kultur ab 40.000 v. Chr. als „kontinuierlich aus der mittelpaläolithischen erwachsen.“ Eine Zuordnung von Kulturstufe zur Menschenform sei dadurch, so auch der Anthropologe Andreas Vonderach „nicht so eindeutig, wie lange angenommen.“
So wie die archäologische „Eindeutigkeit“ bröckelte, verliert auch die genetische Grundlage der Afrika-Herkunft der modernen Menschen zunehmend an Substanz. Die jüngste Meldung aber bestätigt eindrucksvoll den Tenor der Veröffentlichung.
Weiterführend: Dennis Krüger: Hyperborea. Der Mensch aus dem Norden in der Frühgeschichte. Bottrop 2017
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